Wenn du gerne Zeit in der Natur verbringst, hast du vermutlich besonders in den Morgen- und Abendstunden wilde Kaninchen beobachten können und dir ist ihre Ähnlichkeit mit deinem Kaninchen aufgefallen. Aber wie ähnlich sind sich zahme Hauskaninchen und Wildkaninchen wirklich?
Wildkaninchen und Hauskaninchen unterscheiden sich in ihrer Größe, Ohren und Gesichtsform. Hauskaninchen werden in vielen Fellfarben gezüchtet, wohingegen es bei Wildkaninchen nur Tarnfarben wie braun und grau gibt.
Wildkaninchen vermeiden die Nähe des Menschen, wohingegen ihre zahmen Verwandten enge Bindungen mit ihren Haltern eingehen können.
Ursprung des Hauskaninchens
Wildkaninchen sind die Ursprungsform aller domestizierten Kaninchen und auch die ersten Kaninchen, die von Menschen gehalten wurden, ähnelten ihnen noch sehr. Es dauerte über 2.000 Jahre, bis die ersten Unterschiede auftraten. Und obwohl sich das Hauskaninchen und seine wilden Verwandten auf den ersten Blick sehr viele Gemeinsamkeiten haben, unterscheiden sie sich nun in mehr Punkten als nur dem Aussehen.
In Europa lebt nur eine Art von wilden Kaninchen, die zur Gattung der altweltlichen Kaninchen, auch Oryctolagus genannt, gehört. Hauskaninchen stammen aus derselben Gattung und wurden das erste Mal im 5. Jahrhundert domestiziert.
Alle Unterschiede auf einen Blick: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Wildkaninchen | Hauskaninchen | |
Körperlänge | 40 bis 50 cm | Farbenzwerge: 20 bis 40 cmDeutscher Riese: bis zu 72 cm |
Gewicht | 1,2 bis 2 kg | Farbenzwerge: 1,1 bis 1,5 kg Deutscher Riese: 8 kg |
Fellfarbe | braun bis gräulich | Vielfalt an Fellfarben und Musterungen: braun, rot, weiß, schwarz, gefleckt |
Ohren | 6 bis 8 cm | Deutsche Riese: mindestens 17 cmFarbenzwerge: 5 bis 6 cm |
1. Größenunterschiede: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Wildkaninchen erreichen eine Körperlänge von ca. 40 bis 50 cm und wiegen zwischen 1,2 und 2 kg.
Bei domestizierten Kaninchen kann sich die Größe stark unterscheiden. Die größte und schwerste Kaninchenrasse, der Deutsche Riese wiegt bis zu 8 kg und kann bis zu 72 cm groß werden. Farbenzwerge wiegen dagegen nur 1,1 bis 1,5 kg und ähneln mit ihrer Größe von 20 bis 40 cm eher ihren wilden Verwandten.
2. Die Ohren: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Einer der Hauptunterschiede zwischen Wild- und Hauskaninchen sind ihre Ohren. Wildkaninchen haben immer aufrecht stehende Ohren, die zwischen 6 und 8 cm lang sind. Bei domestizierten Kaninchenrassen ist die Ohren-Vielfalt größer, es gibt Kaninchen mit normalen Stehohren, aber auch Schlappohren. Die längsten Ohren haben Deutsche Riesen mit mindestens 17 cm, Farbenzwerge haben dagegen noch kleinere Ohren als Wildkaninchen, mit 5 bis 6 cm.
3. Gesichtsform: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Wildkaninchen haben ein längeres und schmaleres Gesicht als Hauskaninchen und ihre Augen sind fast mandelförmig.
Das Gesicht von Hauskaninchen ist dagegen runder und kürzer.
4. Fellfarben: Wildkaninchen und domestizierte Kaninchen
Die Fellfarbe ist ein ziemliches sicheres Anzeichen, ob es sich um ein Wildkaninchen, oder eine zahme Kaninchenrasse handelt.
Das Fell von unseren heimischen Wildkaninchen ist ganzjährig braun bis gräulich, mit einem oft rotbraunem Nackenfell und einer hellgrauen bis weißen Bauchunterseite.
Hauskaninchen haben eine breite Vielfalt an Fellfarben und Musterungen: braun, rot, weiß, schwarz, gefleckt, siamfarben, Mantelscheck, grau und viele mehr.
5. Ernährung: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Alle Kaninchen sind Pflanzenfresser, aber es gibt erhebliche Unterschiede in der Ernährung von Wild- und Hauskaninchen. Während Wildkaninchen auf Nahrungssuche gehen und alles fressen, was sie an Knospen, Sträuchern, Gras, Kräuter und zwischendurch auch Rinde und Zweige zu fassen bekommen, sind Hauskaninchen in ihrer Ernährung deutlich selektiver.
Hauskaninchen sollten als Grundfutter verschiedene Sorten von Gräsern, Blattgemüse und Kräutern bekommen. Zusätzlich fressen sie auch gerne Gemüse wie Karotten und Gurken und Heu. Pellets sollten am besten nicht als Grundfutter verwendet werden, da frisches Grünfutter für sie am natürlichsten ist.
6. Lebenserwartung: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Die Lebensspanne von Wild- und Hauskaninchen unterscheidet sich erheblich. Domestizierte Kaninchen können bei guter Haltung und liebevoller Pflege gut 10 bis 12 Jahre alt, wobei der Durchschnitt bei 8 Jahren liegt.
Zwergkaninchenrassen werden dabei meist älter als größere Rassen, wie z.B. der Deutsche Riese.
Die Lebenserwartung in Gefangenschaft beträgt bei Wildkaninchen auch an die 9 bis 10 Jahre, in der Wildnis ist so ein Alter aber die absolute Ausnahme. Im Durchschnitt werden sie in der Wildnis eher 1 bis 2 Jahre alt, wobei viele Kaninchen in ihrem ersten Lebensjahr sterben oder gefressen werden.
7. Sozialverhalten: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Wildkaninchen leben in Familienverbunden in kleineren oder größeren Kolonien. Zum Schutz vor Fressfeinen und um ihre Jungen aufzuziehen, graben sie lange miteinander verbundene Tunnel und Kammern an den Kaninchenbau. Tunnel des Baus können bis zu 3 Meter tief in die Erde reichen und bis zu 45 Meter lang sein.
In der Dämmerung kommen die Kaninchen aus ihrem Bau, um zu fressen und bei Gefahr warnen sie sich gegenseitig durch „trommeln“, indem sie mit ihren Hinterläufen fest auf den Boden klopfen.
Auch Hauskaninchen sind so gesellig wie ihre wilden Verwandten, ein einsames Kaninchen kann schnell ängstlich und depressiv werden. Deswegen sollten Kaninchen nie alleine gehalten werden.
8. Persönlichkeit: Wildkaninchen vs. Hauskaninchen
Wildkaninchen werden sich niemals freiwillig einem Menschen nähern und sich heftig wehren, wenn man versucht, sie einzufangen. Für Wildkaninchen sind wir potentielle Raubtiere, die sie fressen wollen, weswegen sie vorsichtig sind und immer Abstand halten.
Hauskaninchen haben diese Scheu verloren und können eine enge Bindung mit ihrem Halter eingehen, wenn man sich genügend mit ihnen beschäftigt. Wenn ein domestiziertes Kaninchen ausgesetzt wird, würde es vermutlich wieder die Nähe von Menschen suchen.
Können sich Wildkaninchen und Hauskaninchen paaren?
Ja, da Wildkaninchen und domestizierte Kaninchen so nah verwandt sind, können sie sich miteinander Paaren und Nachkommen zur Welt bringen. Diese Kaninchen werden als “Wildmixe” bezeichnet. Wildmixe sind deutlich schwieriger in der Haltung und werden nie wirklich zahm.
Eine Kreuzung zwischen Kaninchen, egal ob Haus- oder Wildkaninchen, mit einem Hasen ist allerdings nicht möglich, da es zwei verschiedene Arten sind.
Kann ein Hauskaninchen in der Wildnis überleben?
Domestizierte Kaninchen können aufgrund ihrer oft sehr auffälligen Fellfarben und fehlenden Instinkte nicht lange in der freien Wildbahn überleben und fallen schnell Raubtieren zum Opfer.
Hauskaninchen sind weniger ängstlich und scheu als ihre wilden Vorfahren, was dafür sorgt, dass sie langsamer auf Gefahren reagieren oder diese gar nicht erst erkennen. Auch können sie sich durch ihr farbenfrohes Fell nicht tarnen und sind für Raubtiere direkt zu erkennen.
Deswegen sollten Hauskaninchen nie in der Wildnis ausgesetzt werden.
Fazit
Auf den ersten Blick ähneln sich Wildkaninchen und ihre domestizierten Verwandten sehr, aber besonders in ihren Fellfarben und ihrer Persönlichkeit unterscheiden sie sich stark. Hauskaninchen sind an das Leben mit Menschen angepasst und sind faszinierende Haustiere, die in der Wildnis nicht lange überleben würden.
Hier gibt es einen Artikel mit den besten Methoden, um die Bindung mit deinem Kaninchen zu verstärken.