Viele Ratgeber empfehlen eine ausgewogene Ernährung mit Grünfutter und Blattgemüse für Kaninchen. Aber welches Blattgemüse meinen sie und dürfen Kaninchen Spinat fressen?
Kaninchen dürfen Spinat essen und die meisten fressen ihn auch sehr gerne. Da Spinat allerdings Oxalsäuregehalt enthält, sollte er nur mit anderem Blattgemüse zusammen und nur ca. ein bis zweimal pro Woche verfüttert werden.
Kaninchen und Spinat – Fakten hinter dem Mythos
Eine gesunde und nahrhafte Ernährung ist entscheidend für die Langlebigkeit und das Wohlbefinden deines Kaninchens. Viele Komplikationen und Probleme bei Kaninchen können auf eine falsche Fütterung zurückgeführt werden.
Eine artgerechte Ernährung von Kaninchen besteht zu 80% aus grünem Blattfutter, wie Gras, Heu, Blattgemüse und Kräuter. Die restlichen 20% sollten aus Gemüse, wie Möhren, Gurken, Spinat und Paprika und nur einem sehr kleinen Teil aus Leckerlies bestehen.
Kaninchen sind Pflanzenfresser, bzw. Folivore, die sich hauptsächlich von Pflanzen ernähren. Dazu gehören Gras, Blätter, Blüten, Stängel, sowie zwischendurch Früchte und Wurzeln.
Kaninchen besitzen eine einzigartige Verdauungsweise, bekannt als Hinterdarmfermentation. Das bedeutet, dass die Verdauung und Zersetzung der Nahrung hauptsächlich im hinteren Teil des Verdauungstraktes stattfindet, genauer gesagt im Blinddarm. Dieser Teil des Kaninchenkörpers ist voll von Mikroorganismen, die dabei helfen, die faserige Pflanzennahrung zu zerkleinern und Nährstoffe zugänglich zu machen.
Im Vergleich zu uns Menschen, deren Blinddarm kaum eine Funktion hat und oftmals eher Probleme verursacht, spielt der Blinddarm bei Kaninchen eine zentrale Rolle in der Verdauung. Obwohl er ein Meister in der Fermentation von Ballaststoffen ist, hat er seine Schwierigkeiten dabei, alle Fermentationsprodukte wie Aminosäuren und Vitamine aufzunehmen, die früher im Verdauungstrakt absorbiert werden müssen.
Um diese Herausforderung zu meistern, haben Kaninchen im Laufe der Evolution eine faszinierende, wenn auch etwas abschreckende Anpassung entwickelt. Sie produzieren eine besondere Art von Kot, bekannt als „Blinddarmkot“ oder „Koprophagie“, der aussieht wie kleine, glänzende Trauben. Diese fressen Kaninchen direkt wieder auf, sodass es ein zweites Mal durch das Verdauungssystem geht.
Obwohl es sich für uns nicht appetitlich anhört, ist es für Kaninchen ganz normal und lebensnotwendig. Es ermöglicht ihnen, zusätzliche Nährstoffe aus ihrer Nahrung zu ziehen. Kaninchen, die keinen Blinddarmkot fressen, wachsen nicht angemessen und können sogar krank werden.
Nach der Verdauung des Blinddarmkots produziert das Kaninchen den gewöhnlichen, harten, pelletierten Kot, der nur unverdauliche Ballaststoffe enthält und nicht wieder gefressen wird. Dieses zweistufige Verdauungssystem zeigt, wie gut Kaninchen an ihre pflanzenbasierte Ernährung angepasst sind und warum eine richtige Fütterung so wichtig ist.
Ist Spinat gesund für Kaninchen?
In Maßen ist Spinat sehr gesund für Kaninchen, er enthält Vitamin A und ist eine Quelle von Raufutter. Vitamin A fördert gesunde Haut, Fell und Immunsysteme und ist wichtig bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Sehvermögens.
Die Vorteile von Spinat für dein Kaninchen
Kaninchen können Vitamin A nicht selbst synthetisieren und beziehen es aus ihrer Nahrung. Grünes Blattgemüse (wie Spinat) ist eine wichtige Vitamin-A-Quellen für Kaninchen.
Neben den Vitaminen und Mineralstoffen trägt Spinat auch zum frisches Blattgrün und Raufuttergehalt der Ernährung eines Kaninchens bei. Raufutter ist entscheidend für Kaninchen, um einen gesunden Magen-Darm-Trakt zu erhalten und die Verdauung optimal zu funktionieren.
Wie viel Spinat ist gesund für Kaninchen?
Obwohl Kaninchen Spinat lieben und er gut für sie ist, sollten Kaninchen nur etwa einmal bis zweimal pro Woche Spinat bekommen.
Das größte Risiko bei der Überfütterung von Kaninchen mit Spinat (mehr als zweimal pro Woche) ist die Anreicherung von Oxalsäure. Oxalsäure ist eine Chemikalie, die in Pflanzen vorkommt und diese vor Insekten und Pilzen schützt (d.h., sie ist eine Art Selbstschutzmechanismus der Pflanzen gegen Organismen, die sie fressen wollen).
Die Konzentration der Oxalsäure ist in jeder Spinatpflanze leicht unterschiedlich, aufgrund von:
- Der Zusammensetzung des Bodens
- Wie alt der Spinat ist
In geringen Mengen hat diese Säure eine vernachlässigbare Wirkung auf den Körper. Nur bei größeren Mengen kommt es zu Beschwerden.
Da Oxalsäure auch in anderen Gemüsesorten und Früchten vorkommt, ist es wichtig, die Ernährung deines Kaninchens abwechslungsreich zu gestalten und nicht nur auf Spinat zu setzen.
Alternative Gemüsesorten zum Spinat für Kaninchen
Neben Spinat gibt es viele andere Gemüsesorten, die du deinen Kaninchen anbieten kannst. Diese enthalten weniger Oxalsäure und können daher häufiger gefüttert werden. Dazu gehören:
- Brokkoli: ist reich an Vitaminen und Mineralien und ist ein guter Bestandteil der Ernährung deines Kaninchens.
- Karotten: Kaninchen können sowohl das Grün von Karotten als auch die Möhren selber fressen.
- Fenchel: Dieses Gemüse enthält viele gesunde Nährstoffe und ist eine gute Alternative zu Spinat.
- Petersilie: Dieses Kraut ist auch reich an Vitaminen und kann deinem Kaninchen gegeben werden, um seine Ernährung zu ergänzen.
Wenn du deinem Kaninchen neues Gemüse einführen willst, solltest du dies immer langsam und in kleinen Mengen tun. Beobachte dein Kaninchen auf Zeichen von Unwohlsein und passe die Ernährung entsprechend an.